Wie ich Executive Coach wurde

Was passiert aus ökonomischer Sicht, wenn Menschen mit Handlungsspielräumen aufeinandertreffen? Wie sollten wir in und für die Organisationen der Wirtschaft handeln und welche Effekte sind zu erwarten? Was erweitert und was beschränkt unsere individuellen Wahlmöglichkeiten?

Solchen Fragen gehen ich hier nach. Manchmal fallen Antworten recht leicht, manchmal ganz und gar nicht. Aber wie es auch ist, Unternehmensleitungen, Mitarbeitende, meine Coachees und die Studierenden an meiner Hochschule finden es wohl interessant und hilfreich. Also mache ich gerne weiter! Wenn wir hier meinen Ergebnisse zu haben, sollten wir nicht vergessen, dass alles auch ganz anders sein könnte. In der heutigen Welt weiß niemand irgendwas… .

Meine Coachings profitieren klar von meiner langjährigen Erfahrung als Hochschullehrer und den zahllosen konzentrierten Dialogprozessen mit sehr fortgeschrittenen berufstätigen Studierenden in MBA Programmen. Da geht es fast ausnahmslos darum betriebliche Situationen zu verbessern, mehr Möglichkeiten für die handelnden Personen zu schaffen, Wirkung zu erhöhen oder Quellen von Ineffizienz in den Unternehmen einzudämmen. Meine ersten Coachees waren meine früheren Master-Studierenden.

Nach meiner Berufung zum Professor für International Management und Economics habe ich über viele Jahre unterschiedliche Module im Master of Business Administration und im Master of Science unterrichtet, an verschiedenen Hochschulen, z.B. Soft Skills & Leadership Qualities, Strategic Management, Human Resources und Honorable Leadership.

Es ist charakteristisch für Executive MBA Programme, dass die Studierenden erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind, die das parallel zum Beruf studieren. Entweder sind sie bereits als Führungskräfte tätig, oder sie stehen unmittelbar davor Führungskräfte zu werden. Viele der Studierenden in meinen Gruppen hatten schon ganz schön viel Verantwortung zu tragen, mit großen Budgets und manchmal vielen Leuten unter sich.

Und diese Studierenden stammten -und stammen auch heute noch- überwiegend aus Unternehmen oder dem Non-Profit Sektor. Als Professor habe ich einerseits die Funktion den Stoff zu vermitteln, das ist klar. Aber in MBA Programmen und auch sonst in der Executive Education wird viel mit Case Studies gearbeitet. Die Studierenden bringen dafür echte Fälle aus ihrer eigenen Praxis und Erfahrung ein, um sie gemeinsam zu diskutieren, überzeugend zu lösen und letztlich auch die Fallstudie als Prüfungsleistung bei meiner Hochschule einzureichen und dann von mir kommentieren und benoten zu lassen.

Von echten Fällen profitieren alle

Wenn Studierende ihre Fälle über viele Wochen bearbeiten und dann zwischendurch ihren Stand der Dinge in der Gruppe vorstellen, diskutieren zunächst mal alle miteinander. Das nützt auch allen sehr und insbesondere den Vortragenden bei ihrer weiteren Fallbearbeitung. Bei diesen Diskussionen bin ich dann lange Beobachter und irgendwann schalte ich mich ein, stelle Fragen mit Lenkungswirkung, gebe Input und ich positioniere mich natürlich auch. Zu gegebener Zeit sage ich also, wie ich das machen würde, worauf man vielleicht achten oder lieber verzichten sollte, was passieren könnte, wenn dies und das absichtlich ausgeklammert oder übersehen wird usw.

Nach meiner Erfahrung hilft das den Studierenden dann nochmals ihre Themen besser zu verstehen. Das Thema, das sie nennen, ist also schon relevant, aber häufig wäre es einfach zu kurz gesprungen, zu schlicht, oder viel zu kompliziert es so zu bearbeiten, wie es sich den Studierenden auf einen ersten Blick zeigt. Ich erlebe immer wieder, dass die Studierenden erst mit Unterstützung solcher Fragen und Interventionen auf ihre eigentliche Frage, auf ihr eigentliches Anliegen kommen. Sie entdecken in diesen Dialogen quasi die Frage hinter der Frage, und wir entwickeln prinzipielle Möglichkeiten und Maßnahmen zur Verbesserung der Situation, die sich in ihrer Case Study zeigt. Und sie werden gewarnt vor etwaigen Nebeneffekten, die oft gar nicht intendiert sind, aber natürlich entstehen können, wenn Maßnahmen dann umgesetzt werden. Und währenddessen hören die anderen Kommilitonen im Raum einfach zu.

Danach können sie der selbst gewählten Herausforderung adäquater begegnen, eben auch methodisch adäquat, um das Thema gut zu bearbeiten und schließlich nachhaltig zu lösen und für sich oder für ihre Unternehmen neue Handlungsmöglichkeiten schaffen. Damit ist der Weg dorthin konzeptionell und theoretisch fundierter, und dabei zugleich praxisorientiert!

Was würden Sie in diesem Fall tun?

Als ich immer wieder so vorging passierte folgendes: Plötzlich kamen die Studierenden auf mich zu, um mir noch ganz andere Themen vorzutragen, die ihre Unternehmen, ihre Rolle dort, oder ihre Karriere betrafen; Themen, die aber gar nicht unmittelbar zum Studium gehörten. Da stand immer mal wieder ein Student vor mir und meinte: „Können Sie dazu vielleicht auch was sagen? Was würden Sie in diesem Fall tun?“

Solange die Studierenden noch an der Hochschule sind, kann ich dazu nur meine kurze Einschätzung geben, mehr passt da einfach nicht. Da ich aber schon vor meiner Tätigkeit als Professor und parallel dazu auch selbständiger Berater war, konnte ich solche Anliegen und Themen als Beratungs- oder Coaching-Mandat annehmen, nachdem die Studierenden ihren Master absolviert und die Hochschule verlassen hatten.

So ging das also los bei mir mit dem Business und Executive Coaching. Mein Weg zum Coaching hat sich also ganz natürlich entwickelt. Meine früheren Studierenden im Executive MBA Program zählten zu meinen ersten Coachees. Das war 2003.

Meine Coachings handeln von echten Fällen, und doch sind sie ganz anders als Hochschule

Im Coaching-Prozess ist dann natürlich alles nochmal anders, viel fokussierter auf den Menschen und seine konkreten Anliegen und ungelösten Aufgaben, die er oder sie einbringt. Wir berühren da ja oft verschiedene Ebenen, das Selbstverständnis oder Selbstbild des Coachees, seine Fähigkeiten, sein konkretes Verhalten im Unternehmen und in spezifischen Situationen dort, aber natürlich auch wichtige Glaubenssätze und grundsätzliche Prinzipien, die ja immer die Wahrnehmung und das Verhalten steuern.

Das habe ich über all die Jahre so beibehalten, auch als Vorstand einer Stiftung oder später als Stiftungsgeschäftsführer. Auch nachdem ich die Flunx Media GmbH gegründet habe und auch aktuell, parallel zu meiner Tätigkeit als Hochschullehrer und Geschäftsführer, coache ich Executives und High Potentials der Wirtschaft.

Für meine Coachees habe ich kontinuierlich zwei Fortbildungen pro Jahr absolviert. Manchmal dauerten die nur einen Tag, manchmal waren sie mehrtägig. Auch aktuell besuche ich wieder Weiterbildungen zum Coaching und natürlich sind die auch mit dem Gütesiegel des Deutschen Verbands für Coaching und Training e.V. (DVCT) versehen und vom Deutschen Bundesverband Coaching e.V. (DBVC) anerkannt.

Wenn meine Coachees in Vertrauen investieren, ist mehr Wirkung die Rendite

Es ist einfach schön, methodisch persönliche Entwicklung zu fördern, auch Orientierung zu geben, eine Reflexionsebene zu bieten, helfen zu können, und dabei gemeinsam nach einem brauchbaren Ergebnis Ausschau zu halten. Gegenseitige Sympathie ist dafür wichtig, Verständnis und Vertraulichkeit sind dafür absolut notwendig. Und dafür ist es wirklich ganz gut, dass ich nicht zum engsten Kreis gehöre, sondern externer Dienstleister meiner Partnerunternehmen bin, mit deren Leuten ich arbeite.

Ich finde es übrigens auch immer noch großartig, dass die Menschen sich im Coaching öffnen und wie schnell sie das tun. Für mich ist das ein echtes Kompliment. Natürlich verstehen die auch sofort, dass es Ihr Prozess ist, und die Wirkung und damit ihr persönlicher Nutzen viel größer sind, wenn sie sich so einbringen, wie sie sind und mit allen ihren Ressourcen, die sie ganz persönlich auszeichnen und die sie im Unternehmen vorfinden. Wir gehen ja auch ressourcenorientiert vor. Das heißt, wir müssen die Ressourcen kennen, um uns im Coaching an ihnen zu orientieren und sie mit den jeweils passenden Methoden zu aktivieren und besser zu nutzen.


Hörbuch „Wie es dazu kam“

In dieser Episode spreche ich auch kurz das folgende Hörbuch an, das ich geschrieben, vorgelesen und vertont habe. Es ist ein Familiendrama. Die Geschichte handelt von Professor Hansen und seiner Familie in Hamburg zu Zeiten der Weimarer Republik. Er tut alles, um seine geliebte Tochter zu unterstützen, aber dabei verstrickt er sich in Widersprüche und richtet großen Schaden an.

Link: Wie es dazu kam (Hörbuch)